Leichter Nebel, der am Morgen noch über der Strecke nahe Rudolstadt waberte, verzog sich rasch mit den ersten aufkommenden Sonnenstrahlen. Freudig registrierten die Akteure im Fahrerlager diesen wärmenden Umstand. Hatte es in der Nacht doch immerhin Temperaturen von nur 1,5°C gegeben, die manchem Zeitgenossen fröstelnde Reaktionen entlockten.
Der Vorsitzende des MSC Rudolstadt, Jan Kolbe hatte es mit seinem Staab geschafft, eine der besten und schönsten Strecken in der diesjährigen GCC-Saison auf die Beine zu stellen. Vom Cross-Parcours mit fulminanten Sprüngen über Auf- und Abfahrten im Wald, die zusätzlich noch mit unberechenbaren Wurzeln gespickt vor einer längeren Wiesenetappe lagen, war alles geboten, was den Cross Country Akteuren das Herz höher schlagen lässt.

Entgegen den üblichen Gewohnheiten gingen im ersten Lauf nicht weniger als vier Klassen an den Start. Außer den erfahrenen XC Super Seniors, den femininen XC Women und den hoch motivierten XC Juniors waren auch noch die weniger erfahrenen XC Beginners mit von der Partie. Ein weiteres Novum war der Start in mehreren hintereinander stehenden Reihen. Den bis dato üblichen LeMans-Start hatte man aus Sicherheitsgründen aus dem Reglement gestrichen. Und so hieß es für die Piloten zunächst einmal „Hände hoch“, nachdem der Starttrailer vom Songanteil ins Herzschlagfinale wechselte. Kurz danach fauchten auch schon die ersten Triebwerke von den XC Super Seniors in der ersten Reihe durch die frische Morgenluft und wieder einmal mehr legte Konrad Schneider vom Team Ortema den besten Start aufs Parkett. Schlag auf Schlag folgte eine Reihe nach der anderen und binnen 2 Minuten waren die mehr als 200 Starter gut verteilt und ohne die sonst immer an der ersten kniffligen Stelle auftretenden Staus im Feld unterwegs.

Jörg Albrecht vom MSC Schefflenz, ebenfalls einer der Startprofis klemmte sich unmittelbar nach der ersten Kurve ans Hinterrad von Konrad Schneider. Doch schon wenig später übernahm zuerst einmal Otto Reitberger von den Hard-Oldies die Spitze des Feldes und gab diese bis über die Hälfte des Rennens auch nicht wieder ab. Es hatte den Anschein, dass der die ganze Saison über dominierende Jörg Albrecht nun einen neuen Meister gefunden hätte. Wer aber einen Jörg Albrecht näher kennt, weiß, dass ein Rennen erst dann zu Ende ist, wenn die Zielflagge gesehen wurde. Und genau diese sah am Ende einmal mehr Jörg Albrecht als Erster und gesellte zu seinem deutschen Meistertitel gleich noch den Europameistertitel in der Klasse XC Super Seniors hinzu. Otto Reitberger musste sich also letzten Endes mit Platz zwei und dem Vizetitel arrangieren. Uli Körber, im letzten Jahr noch in der selben Situation wie Jörg Albrecht jetzt, musste sich dieses Jahr aber sowohl im Rennen als auch der Meisterschaft mit Rang drei zufrieden geben. Ein von einem Kollegen aufgewirbelter Stein traf Uli in der 3. Runde am Mittelfinger und verursachte danach heftigste Schmerzen. Zu allem Übel fiel wenig später auch noch die Hinterradbremse an seiner KTM aus und so geschah es, dass Uli mehrmals unfreiwillig die Strecke verlassen musste und dabei auch noch mehrmals aus dem Sattel seiner KTM musste. Konrad Schneider und Frank Storz nutzten zwar sofort jedesmal diese Gelegenheit aus, um an Uli Körber vorbeizugehen, aber Uli konterte dies jedes Mal postwendend wieder. Unter diesen Umständen war der 3. Platz eine weit mehr als nur achtbare Leistung. Zufrieden zeigte sich Uli dennoch nicht damit, denn insgeheim wusste er, dass an diesem Tag weitaus mehr drin gewesen wäre. Konrad Schneider konnte gegen Schluss dem Dreierexpress vorne nicht mehr ganz folgen, behauptete sich aber über die 120 Minuten Fahrzeit konstant gegen Frank Storz vom MSC Walldorf im Team Parthen und Giovanni Chiozza vom italienischen Club MC SHIO OFFROAD. Die letzten vier Plätze der Top-Ten gingen schließlich an Günther Fluhrer vom AMC Windsheim im Team Yamaha Kolb, Nico Braun, Marino Silingardi vom Motoclub Secchia und Wolfgang Retter, einem weiteren MSC Schefflenz-Piloten, unterwegs für das Herbalife-Team.

Bei den Damen hatte auf den ersten Metern noch Nina Kaas vom KTM Team Musch die Nase vor Tanja Fischer (Team MXTREME) und Sally Böde vom Cross Team Böde. Aber schon nach kurzer Zeit stellte die deutsche GCC-Meisterin Sally Böde klar, dass sie auch in Sachen Europameisterschaft ein deutliches Wörtchen mit zu reden hatte und setzte sich dementsprechend dann auch kurzerhand an die Spitze des Damen-Feldes. Von da an baute Sally Ihren Vorsprung konstant aus und ging am Ende mit einem Polster von 1:30 Minuten auf Nina Kaas als Erste durchs Rudolstädter Ziel. Margit Müller vom MV Zella-Mehlis im Team Parthen und Tanja Fischer vom Team MXTREME tauschten im Verlauf des Rennens mehr als das eine oder andere Mal die Plätze zwei und drei unter sich, ehe gegen Ende des Rennens Nina Kaas noch einmal einige Kohlen nachlegte und die beiden Kontrahentinnen Margit Müller und Tanja Fischer auf die Plätze drei und vier hinter sich verwies. Davina Trost vom MSC Frickenhausen im Team Kosak machte sich das Rennen im Motopark Tommek etwas einfacher. Sie begann das Rennen an fünfter Position liegend, hielt sich weitestgehend aus allen Unstimmigkeiten ihrer Kolleginnen raus, fuhr dann auf dieser Position die 120 Minuten durch und beendete auch auf dem 5.Platz liegend, den Lauf der Damen. Auch auf den dahinter liegenden Plätzen herrschte vom Anfang bis zum Ende des Rennens Einigkeit. Andrea Volk (Team Biberbach), Silvia Berger (www.mxduro.com) und Franziska Hering hieß die Reihenfolge zu Anfang des Rennens wie auch am Schluss.

Unter den Junioren gaben sich auch die besten Piloten aus den Nachbarländern Österreich und Italien ein Stelldichein auf dem letzten Cross Country Rennen der Saison 2010 in Rudolstadt. Mit einem lupenreinen Start-Ziel-Sieg markierte Lukas Böhme vom Team BvZ Racing das Maß der Dinge. Als Erster bog er in die erste Kurve und als Erster sah er die Zielflagge. Paul Roßbach vom MSC Alzey/KTM-Stega-Racing, der dominierende Mann in der Juniorenklasse der GCC 2010 reihte sich derweil erst mal auf Position zwei ein. Dahinter folgte mit Sandro Petschounig vom Team kfz.Petschounig der erste Pilot aus der Alpenrepublik Österreich. Bis knapp zur Rennmitte brauchte Sandro, um sich am bis dahin vor ihm liegenden Paul Roßbach vorbeizuschieben. Sandro Petschounig, Meister der XC Juniors 2010 in der österreichischen Cross Country-Serie fand seinen Weg in den Endurosport über den erfahrenen Enduro-Profi Werner Müller. Roßbach jedoch ließ sich dadurch erst mal nicht beirren, machte nochmal ordentlich Dampf im Kessel und ging noch vor dem Schwenk der Zielflagge am Österreicher wieder vorbei. Demnach stand für Sandro mehr als Platz drei in der Endabrechnung nicht mehr zu Buche. Mit Marcel Krimbacher vom MSC Oberndorf lief auf Platz vier ein weiterer Aspirant aus der Nachbarrepublik im vorderen Feld der XC Juniors im Ziel ein, während Patrick August vom MSC Mölln auf Rang 6 seinen Rennen beendete. Ein konstantes Rennen vom Anfang bis zum Ende bescherte dem R.F. orce-Racing Piloten Marlon Schulte-Tigges am Ende den 6. Platz, den er auch während des gesamten Rennens stets inne hatte. In nahezu identischer Form verfuhr Michael Artmeyer vom Team MXTREME und brachte ihm damit den 7. Rang am Ende des Laufes ein. Maximilian Hasenwinkel von Tolksdorf Racing Products konnte nach anfänglich etwas schwächerem Start einige Plätze gutmachen und landete schlussendlich auf der achtbesten Position nach20 gefahrenen Runden. Die Plätze neun und zehn gingen schlussendlich an Paul Gehrlicher vom MC-Neustadt bei Coburg und Jan Froede vom MSC Schefflenz im Körber Offroad-Racing-Team.

Bei den XC Beginners gingen mehr als 60 Fahrer an den Start. Alexander Zint vom MSC Spalt war dann auch der erste Pilot, der den an der ersten Ecke befindlichen Strohballen umrundete. Unmittelbar dahinter der erst vor kurzem in den MSC Schefflenz eingetretene Marvin Möhler vom Team MW Racing Parts. David Gärtlein vom KTM Team Jakobi, amtierender Meister der GCC 2010 hatte einen eher verhaltenen Start und ging an etwa 10. Stelle liegend ins Rennen. Es dauerte jedoch nicht einmal vier Runden bis Gärtlein auf der Position zwei vor zu finden war. Vor ihm lag nur noch der italienische Pilot Fabio Amabile, während die Piloten Alexander Zint, Silvio Zanke (Team Hornik) und Marvin Möhler um die Plätze 3 bis 5 fighteten. Bis zur Halbzeit des Rennens hatte Gärtlein auch den vor ihm fahrenden Italiener Amabile hinter sich gelassen und beanspruchte von nun an Position eins für sich. Auch Marvin Möhler hatte seinen Rhythmus wieder gefunden und dazu genutzt, um Position zwei an sich zu reißen. Amabile hatte entweder durch einen Sturz oder techn. Probleme nur noch Platz 25 inne, während mit Marius Steege ein Rudolstädter Lokalmatador auf Platz drei die Ziellinie überquerte. Ebenfalls wertvolle Plätze machte Manuel Pszeniczny vom MSC Suhl auf einige seiner Widersacher gut und lag damit zu diesem Zeitpunkt schon auf Position fünf, vor sich noch der Team Hornik Pilot Silivio Zanke. Alexander Zint wurde ebenfalls in Runde zehn nur noch auf dem 10. Platz der Ergebnisliste geführt. Kurz vor Ende des Rennens setzte Marvin Möhler noch einmal alles auf eine Karte und forcierte dermaßen das Tempo, dass er sogar David Gärtlein noch Position eins abspenstig machen konnte, während nebenbei der Team Bieberbach-Pilot Tim Schmidt die fünfte Position im Feld einnahm. In den letzten beiden verbleibenden Runden ließ es sich David Gärtlein jedoch nicht nehmen, sich wieder an Marvin Möhler vorbei zu pressen und letzten Endes den Sieg dieses Laufes doch noch für sich zu verbuchen. Doch auch der zweite Platz war für den Newcomer Möhler weit mehr als nur ein hervorragendes Rennergebnis. Auf den Rängen drei bis fünf kamen Marius Steege, Tim Schmidt und Manuel Pszeniczny nach 120 Minuten durch den Rudolstädter Zielbogen gefahren.
Während Platz sechs von Marcus Liß im Gas Gas Kadelack-Team eingefahren wurde, musste sich Udo Westphal mit dem dahinterliegenden Rang arrangieren, aber noch vor dem ersten Italiener Carlo Manea vom Motoclub Chio auf Platz acht. Auf Platz neun dann der wieder bereits weit abgefallen gewesene Mann Fabio Amabile. Den letzten der Top-Ten-Plätze konnte sich schließlich noch Rainer Bammes vom Team SMK-Racing Germany einverleiben.
Alle detaillierten Ergebnisse sind wie üblich der Ergebnisübersicht zu entnehmen.